Hüftschwung Interview mit Werner Koch

Hüftschwung Interview mit Werner Koch

„Eine Spaltung bringt keinem etwas“

Er ist der „starke Mann“ bei unserem heutigen Gegner Ispringen. Wenn es nach dem Wunsch einiger geht, soll Werner Koch aber auch eine führende Rolle innerhalb der DRL einnehmen. Er selbst wäre davon unter bestimmten Voraussetzungen gar nicht abgeneigt, wie er unter anderem im Interview mit Kai Blandin verrät.

Herr Koch, Sie sind Vereinsvorsitzender in Ispringen, Macher der dortigen DRL-Mannschaft, zudem Liga-Sponsor. Wann übernehmen Sie in der Deutschen Ringerliga ein offizielles Amt?

Werner Koch: In einem Punkt muss ich Sie berichtigen. Geschäftsführer der GmbH in Ispringen ist mein Sohn Alex, diesen Posten konnte ich als Vorsitzender des Vereins nicht übernehmen. Um aber auf ihre Frage zurück zu kommen: Gespräche über ein offizielles Amt gab es bereits, jedoch müssen dazu alle anderen vier Clubs ihr Einverständnis geben.

Abgeneigt sind Sie aber nicht, oder?

Werner Koch: Abgeneigt nicht, aber es ist auch noch nichts spruchreif. Einen Vorteil gäbe es aber meiner Meinung nach. Ich denke, dass eine meiner Stärken in der Führung von Verhandlungen liegt. Hier stehen in naher Zukunft wichtige Dinge an, nicht nur mit dem Deutschen Ringer Bund.

Woher ihr großes Faible für den Ringsport?

Werner Koch: Zum einen habe ich selbst einige Zeit lang gerungen, zum anderen meine drei Söhne. Zwei von ihnen zehn Jahre lang. Deshalb habe ich schon lange ein besonderes Verhältnis zu diesem Sport. Ganz abgesehen war ich bereits in den 80er Jahren schon einmal acht Jahre lang Vorsitzender des Vereins.

Warum dann eine Pause?

Werner Koch: Ich habe schließlich eine Firma zu führen, und da war mir dies zeitlich einfach nicht mehr möglich. In der Zwischenzeit ist jedoch mein Sohn Carsten mit in der Geschäftsführung des Unternehmens und deshalb passt es wieder.

Ärgern Sie sich noch heute, dass es im vergangenen Jahr nicht mit der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft geklappt hat?

Werner Koch: Was heißt ärgern. Natürlich hätten wir den Titel gerne gewonnen. Genauso habe ich ihn aber auch Weingarten gegönnt. Die verfügen über sehr viele Anhänger und die haben sich sehr danach gesehnt. Wer weiß was passiert wäre, wenn sie die Meisterschaft nicht gewonnen hätten. Wir in Ispringen sind dagegen gerade erst dabei, die Zuschauer für diesen faszinierenden Sport mehr und mehr zu begeistern. Wobei ich mir die Niederlage im Finale teilweise selbst ankreide. Gegen Aalen im Halbfinale ist es mir noch gelungen, einige unserer Ringer besonders zu motivieren. Mit der ganzen Veranstaltung im Finale war ich fast ein wenig überfordert und konnte deshalb nicht mehr in diesem Maße auf wichtige Athleten von uns einwirken.

Oder darüber, dass Sie selbst lange Zeit als der Dietmar Hopp und Ispringen als Hoffenheim des Ringens bezeichnet wurden?

Werner Koch: (lacht) Auch hier ist ärgern der falsche Ausdruck. Ich musste mir dies einige Male anhören, habe es aber lediglich zur Kenntnis genommen. Ohne mich selbst loben zu wollen: Ich liebe diesen Sport, unterstütze ihn und gebe gerne etwas zurück.

Mit der Verpflichtung von Alexander Leipold als Trainer ist Ihnen ein echter Coup gelungen. Wie kam es dazu?

Werner Koch: Von außen wurde er mir zugetragen. Deshalb habe ich einfach mal Kontakt mit ihm aufgenommen und wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden. Dennoch haben wir die Angelegenheit daraufhin zunächst einmal ruhen lassen, sind dann aber tatsächlich zusammengekommen.

Mussten Sie ihn lange dazu überreden, sich und seinen Namen für die DRL herzugeben?

Werner Koch: Nicht wirklich. Alexander Leupold ist ein Mensch, der gerne neue Sachen anpackt. In seiner Zeit als Bundestrainer bekam er dazu nicht die Gelegenheit, hat selbst gesehen, dass viele Dinge nicht gut laufen. Alte Zöpfe, die sich nicht abschneiden lassen. Aus diesem Grund hat er selbst gekündigt und war von dem Projekt DRL sofort begeistert.

Wir bewegen uns so langsam auf die Halbzeit der Premierensaison zu. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Werner Koch: Im Großen und Ganzen können wir sehr zufrieden sein. Fast alles lief so, wie wir uns dies vorgestellt und gewünscht hatten. Obwohl und von Beginn an viele Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. Wir haben jedoch eine gewisse Flexibilität gezeigt und uns gesagt, dann machen wir es eben ein wenig anders. Dies zeichnet die DRL aus. Dass wir auch in schwierigen Situationen noch gut zurechtkommen. Wobei am Anfang es ganz wichtig war, dass wir dass wir in der ersten Saison einen guten Start haben werden. Auch wenn fünf Mannschaften natürlich nicht unsere Wunschvorstellung war. Doch habe ich immer betont, dass wir auf jeden Fall erst einmal loslegen müssen. Alles andere ergibt sich dann von selbst.

An welchen Projekten wird momentan gearbeitet?

Werner Koch: Für mich steht an erster Stelle, dass wir die Anzahl der Mannschaften erhöhen. Interesse besteht, nun müssen wir zusammenfinden. Meine Wunschvorstellung wäre, dass wir mit zehn Teams an den Start gehen können. Mindestens mit acht, so, wie dies auch in der vergangenen Saison in der ersten Bundesliga der Fall war. Dies war mit Hin- und Rückkampf sowie anschließenden Playoffs optimal.

Und darüber hinaus?

Werner Koch: Zum einen gibt es die Idee einer Art Champions League im Ringen. In der viele Vereine aus ganz Europa gegeneinander antreten und so für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen. Mit den Polen sind wir in dieser Richtung schon sehr weit gekommen und dort gibt es Kontakte. Allerdings müssen wir hier in langsamen Schritten denken. Gut wäre jedoch, wenn wir einen Anfang machen könnten. Alles Weitere ergibt sich dann. Zum anderen ist es uns ein großes Anliegen, bundesweit mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Deshalb gab es Gespräche mit dem Fernsehsender Sport1, hier liegt ein unterschriftsreifer Vertrag vor.

Was die Idee einer globale Vermarktung der DRL sehr viel einfacher machen würde?

Werner Koch: Das auf jeden Fall. Durch Übertragungen hätte der Partner eine noch höhere Aufmerksamkeit. Doch auch im Kleinen machen wir große Fortschritte. Dazu möchte ich Ihnen ein Beispiel nennen. Ich habe die Information von einem Sponsor, dass er allein durch sein Engagement bereits weitaus mehr Aufträge als in der Vergangenheit bekommen hat.

Die derzeitigen fünf Vereine in der DRL ziehen aber offensichtlich an einem Strang, oder?

Werner Koch: Ja, und das ist auch gut so. Wir sprechen hier immerhin über Sport. Da steht an erster Stelle, dass wir den Zuschauern tolle, hochklassige und spannende Kämpfe bieten möchten. Deshalb tut mir unser hoher Sieg am vergangenen Wochenende gegen Eisleben auch fast schon leid. So war dies sicherlich nicht geplant. Wir hatten mit einer anderen Aufstellung der Gäste gerechnet und wollten dementsprechend eine starke Mannschaft dagegen stellen. Wäre Eisleben so gekommen wie vermutet, hätte das Ergebnis ganz anders ausgesehen.

Mit dem DRB gibt es hingegen keinerlei Annäherung. Ist die Sache inzwischen schon zu verfahren?

Werner Koch: So ganz verstehe ich dies auch nicht. Das Urteil in der Schweiz ist eindeutig, deshalb hat auch die UWW die angedrohten Sanktionen aufgehoben und die nationalen Verbände darüber informiert. Diese haben mögliche Sperren zurückgenommen, deren Ringer dürfen nun in der DRL an den Start gehen. Einzig der DRB weigert sich noch, dies zu akzeptieren. Bleibt starr und droht weiterhin mit Sanktionen. Statt dies als Chance zu erkennen, wie dies andere Sportarten getan haben. Hinter Ringen steckt ein solches Potential, hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Weder Sportler noch Vereine, wollen bevormundet werden. Dies wird von Seiten des DRB aber nicht erkannt. Eine große Spaltung bringt doch niemandem etwas.

Geht es zu weit zu behaupten, der Verband schießt sich mit seinen Aussagen und seiner Vorgehensweise ein Eigentor nach dem nächsten?

Werner Koch: Da wurden schon gravierende Fehler gemacht. Eine zweite Bundesliga gibt es schon gar nicht mehr, immer weniger Vereine wollen in der ersten Bundesliga ringen. Weil sie schlicht und einfach das Geld dazu nicht haben. Doch werden sie praktisch dazu gezwungen. Ein anderer Punkt: Auch ein Ringer muss in gewisser Weise von seinem Sport leben. Natürlich kann dies nicht mit Tennis, Golf, Fußball oder anderen Sportarten verglichen werden, in denen hohe Summen gezahlt werden. Ringer jedoch als reine Amateursportler zu bezeichnen, ist falsch. Auch sie müssen zweimal täglich trainieren, um ihre Leistungen auf die Matte zu bringen. Deshalb brauchen sie das Geld, um einen Teil ihres Lebensunterhalts bestreiten zu können. Deshalb können deutsche Ringer vielleicht noch halbtags arbeiten gehen, mehr aber auch nicht. Ausländer dagegen kommen hierher und leben nur vom Sport. Ansonsten würde ihnen die Grundlage entzogen werden.Dennoch habe ich das Gefühl, dass gerade ich zu Manfred Werner als Präsident des DRB einen ganz guten Draht habe. So bekam ich von ihm einen Brief, der sehr freundlich verfasst war. Und nicht in der Wortwahl, die er an anderer Stelle benutzt hat. Vielleicht schaffen wir es ja doch, einen Konsens zu finden. Schließlich sollte es allen Beteiligten um den Ringsport gehen. Und möglicherweise wäre es genau aus dem Grund gut, sollte ich ein offizielles Amt übernehmen.

Sie engagieren sich zudem in anderen Sportarten wie zum Beispiel beim Fußball-Oberligisten 1. CfR Pforzheim. Warum?

Werner Koch: Das hat in erster Linie regionale Aspekte. Pforzheim ist nun mal in unserer direkten Nachbarschaft. Deshalb verfolge ich das Geschehen dort intensiv. Dass dieses Jahr der Saisonstart nicht nach Wunsch verlief, ist etwas schade. Es ist sicherlich nicht gut, wenn man fast die ganze Mannschaft austauscht. Und da sind wir wieder beim Ringen: Deshalb gibt es bei uns zahlreiche Sportler, die bereits in der Vergangenheit für Ispringen auf die Matte gegangen sind. Ähnlich wie bei Nendingen. Der Zuschauer braucht doch Ringer, die er kennt und mit denen er sich im Laufe der Jahre identifizieren kann. Nur so schaffe ich es, Besucher auf Dauer zu begeistern.

Zum Schluss ein Tipp von Ihnen: Welche zwei Mannschaften bestreiten das Finale?

Werner Koch: Meiner Meinung nach schafft es Schifferstadt auf jeden Fall in dieses Finale, genauso wie Eisleben wohl keine Chance mehr hat. Um den zweiten Platz wird es in der zweiten Saisonhälfte noch ein enges Rennen zwischen Nendingen, Weingarten und eventuell uns werden. Wer am Ende die Nase dabei vorne haben wird, da wage ich im Moment keine Prognose. Das wird von mehreren Faktoren abhängen.

Herr Koch, vielen Dank für dieses Gespräch.

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