In der Kurpfalz brodelt es! Weingarten und Schifferstadt treffen im DRL-Finale aufeinander!
Nach einer langen Saison ist es endlich so weit: Am Samstag, den 2. Februar wird ab 19.30 Uhr in Schifferstadt der erste Finalkampf um die Deutsche Meisterschaft in der DRL ausgetragen. Mit dem VfK Schifferstadt und Germania Weingarten stehen sich dabei jene Mannschaften gegenüber, die auch in der Hauptrunde die ersten beiden Plätze eingenommen haben.
Schifferstadt gegen Weingarten – für Ringsportfans ist das eine Finalpaarung zum Zungeschnalzen. Beide Vereine eint der große Name, die lange Tradition und obendrein die geographische Nähe. Das badisch-pfälzische Derby im Finale – besser hätte es für die Anhänger beider Fans kaum kommen können. „Wir freuen uns auf volles Haus“, blickt VfK-Trainer Markus Scherer auf den kommenden Samstag. „Alles ist angerichtet für einen tollen Abend mit vielen unserer Fans! Toll ist, dass wir mit Weingarten als Gegner ein bisschen Lokalkolorit dabeihaben und die Kurpfalz dann richtig brodelt!“ Da sich auch viele Fans aus Weingarten angekündigt haben, verspricht alleine schon die Kulisse neben Derbyatmosphäre richtige Finalgänsehaut.
Während man in Weingarten hofft, sich als souveräner Hauptrundenerster nun in der K.O.-Runde als Meister krönen zu können, wollen die Schifferstädter das knapp verlorene Finale aus dem Vorjahr vergessen machen und nun triumphieren. Nach einer Durststrecke von nunmehr 14 Jahren brennt man in Schifferstadt darauf, endlich mal wieder einen Titel in die Hochburg des Ringens holen zu können. Erol Bayram, Freistil-Trainer beim VfK, findet, dass die Zeit reif wäre, mal wieder eine Trophäe in die Pfalz zu holen: „Wenn man sieht, dass Ispringen im Debütjahr der DRL den Titel geholt hat, Weingarten und Nendingen in den letzten zehn Jahren mehrfach Meisterschaften gewinnen konnten, dann müssten wir nun eigentlich an der Reihe sein!“
Beide Mannschaften können auf einen breiten und in der Dichte unglaublich leistungsstarken Kader voller Top-Ringer zurückgreifen. Im tiefen Kader Schifferstadts geben viele georgische und russische Topstars wie Aleksandr Hushtyn (Vize-Europameister 2017) oder Ramaz Zoidze (U23 Vize-Weltmeister 2018) den Ton. Bei Weingarten sticht vor allem die kubanische Achse um Ausnahmeathlet Alejandro Valdes hervor, der von seinen 17 Kämpfen in der DRL eindrucksvolle 16 gewinnen konnte. Ein erneutes Aufeinandertreffen von Valdes und Murshid Mutalimov dürfte ähnlich hochklassig verlaufen wie in der Hauptrunde (knapper 4:3-Punktsieg für Valdes).
Von großer Bedeutung wird sicher sein, ob beide Mannschaften es schaffen, ihre Topringer auf die Matte zu bringen. Im Lauf der Saison ist es Germania Weingarten meistens gelungen, auf die besten Ringer des Kaders zurückgreifen zu können. In Schifferstadt musste man hingegen aufgrund verschiedener Absagen einige Male kurzfristig umplanen. Mal waren es Turniere der Landesverbände, die für einige Ringer Vorrang haben, mal aber auch verpasste Flüge, die es dem VfK nicht ermöglichten, in Bestbesetzung anzutreten. „Wir arbeiten hart daran und werden alles versuchen, um so stark zu stehen, wie es geht. Aber wirklich sicher kann man erst sein, wenn die Ringer am Flughafen ankommen“, erläutert Erol Bayram schmunzelnd.
Wer die beiden Hauptrundenkämpfe als Parameter für das bevorstehende Finale heranziehen will, wird schnell feststellen, dass sich zwei richtig starke Teams auf Augenhöhe begegnen.
Zwar konnte sich Germania Weingarten in zwei engen Hauptrundenkämpfen durchsetzen, aber es ging dabei denkbar knapp zur Sache: In der Hinrunde gelang Weingarten in der heimischen Mineralix-Arena ein hart erkämpfter 12:11-Erfolg. Knapp zwei Monate später konnten die Germanen auch aus Schifferstadt zwei Punkte entführen. Doch der 12:9 Auswärtserfolg Weingartens kam unter für den VfK denkbar ungünstigen Voraussetzungen zustande. Da Schifferstadts Javid Hamazatao beim Wiegen 300 Gramm zu schwer war, um in der angesetzten Klasse Griechisch-Römisch bis 97 Kilogramm antreten zu können, gingen bereits vor Kampfbeginn jene vier Punkte an die Gäste aus Weingarten, die schließlich den Sieg ausmachen sollten. Germania-Trainer Frank Heinzelbecker glaubt nicht, dass die beiden Hauptrundenkämpfe Rückschlüsse auf die Finalkämpfe zulassen: „Ich denke, in der Hauptrunde haben beide Mannschaften ihre Möglichkeiten noch nicht so ausreizen können. Schifferstadt und wir haben nun mehr Optionen und sind deutlich verbessert.“
Der VfK Schifferstadt wird alles daransetzen, im dritten Anlauf den ersten Sieg gegen Weingarten einfahren zu können. Dabei können die Pfälzer in der heimischen Wilfried-Dietrich-Halle vorlegen, wenn am kommenden Samstag mit dem Hinrundenkader angetreten wird. Wie stark jener Kader ist, bekam im ersten Halbfinalkampf der ASV Nendingen zu spüren. Beim 21:5-Sieg wurde die Mannschaft von ASV-Trainer Ghenadie Tulbea regelrecht überrollt. In Schifferstadt setzt man darauf, mit einem kleinen Polster in den zweiten Finalkampf gehen zu können. „Wir sollten schon schauen, dass wir den ersten Kampf Zuhause gewinnen können, weil es in Weingarten sicher nicht leichter wird“, erläutert Erol Bayram. Auch Markus Scherer geht optimistisch in den Hinkampf: „Wir sind guter Dinge, dass wir unseren Kampf Zuhause gewinnen können. Aber es gibt einige Schlüsselduelle, bei denen der Ausgang auf dem hohen Niveau nur ganz schwer vorher eingeschätzt werden kann. Im Lauf des Abends wird es ganz viele enge Duelle auf Augenhöhe geben, die viel Dramatik versprechen.“
Während der VfK Schifferstadt im Eiltempo ins Finale düste, musste sich die Mannschaft aus Weingarten im Halbfinale mächtig strecken, um sich gegen den KSV Ispringen durchsetzen zu können. In zweiten Halbfinalkampf konnte die Mannschaft von Frank Heinzelbecker vor heimischem Publikum eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie in knappen Partien ihr Leistungsvermögen voll abrufen kann. Gegen Ispringen konnte ein Rückstand aufgeholt und im entscheidenden Kampf eine bärenstarke Leistung abgerufen werden. „Wir wollen den Schwung mitnehmen, den wir durch den Sieg im Halbfinale aufgenommen haben“, erklärt Frank Heinzelbecker. „Für viele waren wir gegen Ispringen nicht der Favorit und so stellt sich die Situation im Finale nun auch da. Ich hoffe, wir können mit unserem Teamgeist wieder so eine Topleistung auf die Matte bringen. Wir müssen ähnlich wie im Halbfinale versuchen, das Ergebnis im Hinkampf knapp zu halten und dann im Rückkampf mit Heimvorteil alles daransetzen, den Titel vor unseren Fans nach Weingarten zu holen.“
Die Fans können sich auf zwei vielversprechende Kampfabende in der stärksten Ringerliga der Welt freuen: Im badisch-pfälzischen Finale dürften Spannung und sportliches Weltklasseniveau garantiert sein. Wer tatsächlich den KSV Ispringen als DRL-Meister beerben wird, entscheidet sich dann im Rückkampf, der am 9. Februar um 19.30 Uhr in der Walzbachhalle in Weingarten stattfindet.
Text: Manuel Schust