Ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft – Schifferstadt siegt 15:7 im ersten Finale

Ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft – Schifferstadt siegt 15:7 im ersten Finale

Dem VfK Schifferstadt ist im ersten Finalkampf um die Meisterschaft in der Deutschen Ringerliga ein eindrucksvoller 15:7-Sieg gelungen. Damit stoßen die Pfälzer das Tor zum Meisterschaftsgewinn ganz weit auf und gehen mit einem 8-Punkte-Polster in den zweiten Finalkampf, der am 9. Februar in Weingarten stattfindet.

An einem Kampfabend, an dem beide Mannschaften je fünf Kämpfe gewinnen können, machen drei deutliche 4:0-Siege der Heimmannschaft am Ende den großen Unterschied aus. Dabei gelingt dem indischen Vize-Weltmeister Bairang Punia ein überraschend deutlicher Sieg durch technische Überlegenheit gegen Weingartens Sieggaranten Alejandro Valdes. Auch Sanal Semenov und Ramaz Zoidze können ihre Kämpfe für die Pfälzer vorzeitig gewinnen. VfK-Geschäftsführer Murat Ögat zeigte sich nach dem Kampf überglücklich: „Das war eigentlich ein perfekter Abend mit einem hervorragenden Publikum, hochklassigen Kämpfen und einem tollen Ergebnis für uns.“

Die Spannung hatte längst ihren Siedepunkt erreicht, als es am Samstagabend in der restlos ausverkauften Wilfried-Dietrich-Halle in Schifferstadt endlich los ging. Sowohl die Heimfans aus Schifferstadt als auch etliche aus Weingarten angereiste Anhänger unterstützten ihre Mannschaften mit lautstarken Fangesängen und sorgten so für einen würdigen Rahmen im badisch-pfälzischen Final-Derby. Mit drei großen Bussen waren die Fans aus Weingarten angereist und unterstützten noch eine halbe Stunde nach Kampfende lautstark ihre Mannschaft. Auch das sportliche Niveau auf der Matte sollte für restlose Begeisterung sorgen. „Ein solches Niveau wie heute Abend hat es in Deutschland noch nie gegeben“, zeigte sich DRL-Geschäftsführer Markus Scheu begeistert von der Leistung der Athleten.

Wie hoch die Leistungsdichte in der absoluten Spitze der besten Ringerliga der Welt ist, zeigte sich bereits in den ersten beiden Kämpfen des Abends. Im Auftaktkampf zwischen dem EM-Dritten von 2016 Georgi Vangelov und dem in Diensten Weingartens stehenden Kubaner Reineri Andreu war der Kampfausgang bis zur letzten Sekunde völlig offen. Nur aufgrund der letzten erfolgreichen Wertung konnte der 25-jährige Vangelov einen hauchdünnen Punktsieg für den VfK Schifferstadt verbuchen. Im folgenden Kampf der Schwergewichte setzte sich Weingartens Oscar Pino in einem recht defensiv geprägten Kampf mit einem knappen 2:1-Punktsieg über Iakobi Kajaia durch.

Schifferstadts Sanal Semenov sollte dann für das erste Ausrufezeichen des Abends sorgen. Nach 3:51 Minuten gelang dem 28-jährigen ein klarer Schultersieg über Maxim Mamulat. Semenov bestätigte damit seine bestechende Form, die dem VfK Schifferstadt schon im Halbfinale gegen den ASV Nendingen zwei vorzeitige 4:0-Siege eingebracht hatte. Weingarten gelang es durch einen knappen Punktsieg Shamil Musaevs anschließend den Rückstand wieder zu verkürzen. Die Niederlage Alexander Hushtyns (VfK Schifferstadt) resultierte nur daraus, dass Musaev mehr 2er Wertungen erzielt hatte.

Dann stand der Kampf des Abends bevor. Weingartens Kubaner Alejandro Valdes gilt ligaweit als personifizierter Sieggarant in seiner Gewichtsklasse. Seit der 30-jährige 2016 das erste Mal für die Germanen auf die Matte gestiegen ist, konnte er sagenhafte 33 seiner 34 Kämpfe gewinnen. Anstelle des in der Hauptrunde knapp gegen Valdes unterlegenen Murshid Mutalimov schickte Schifferstadt mit dem Inder Bairang Punia jenen Ringer auf die Matte, der Valdes im letztjährigen WM-Halbfinale knapp nach Punkten besiegen konnte. Der erstmals in dieser DRL-Saison eingesetzte Vizeweltmeister Punia witterte am Ende des ersten Durchgangs bereits seine Chance, bekam Valdes aber nicht rechtzeitig zu fassen. Im zweiten Durchgang legte der im Stile eines Boxers tänzelnde Inder dann richtig los und brachte seinen kubanischen Kontrahenten mehrere Male in Verlegenheit. Durch eine Reihe starker Aktionen gelang es dem 24-jährigen schließlich Valdes sogar durch technische Überlegenheit zu besiegen. Spätestens jetzt hielt es die Fans in Schifferstadt nicht mehr auf ihren Stühlen und Bairang Punia wurde gefeiert, als habe er dem VfK gerade die Meisterschaft gewonnen. Alejandro Valdes war untröstlich nach dem Kampf, den er so überraschend deutlich verloren hatte. Trainer Frank Heinzelbecker ordnete die Niederlage des Kubaners entsprechend ein: „Man muss es nachvollziehen und akzeptieren können, dass auch ein Topringer wie Valdes mal einen Kampf vereiern kann, wenn er angeschlagen ist. Er hat für uns in dieser Saison fast alle Kämpfe gewonnen und war leider erkältet und etwas gehandicapt. Wenn man dann eine ganze Saison in den Knochen hat und auf einen frischen Vizeweltmeister trifft, kann auf diesem Niveau auch mal so etwas passieren.“

Mit dem Sieg Punias war das Momentum auf Seiten der Gastgeber. Auch nach der Halbzeit gaben die Pfälzer das Zepter zunächst nicht mehr aus der Hand. Schifferstadt baute durch Lasha Gobadzes Punktsieg über Jan Fischer die Führung weiter aus. Und als Ramaz Zoidze einen weiteren klaren Sieg für Schifferstadt einfahren konnte, stand der Sieg im ersten Halbfinale für die Gastgeber bereits drei Kämpfe vor Schluss fest. Der amtierende U23-Europameister Zoidze sicherte sich seinen Erfolg durch technische Überlegenheit vor allem dadurch, dass sein Gegner Ionut Panait in Bodenlage keinerlei Gegenwehr zeigen konnte. Germania Weingarten drohte nun ein Debakel. Doch in den verbleibenden Kämpfen gelang es der Mannschaft von Frank Heinzelbecker noch, den Rückstand zu verkürzen. Arsen-Ali Musalaliev, Magomed Kadimagomedov und Karapet Chalyan konnten dem Hauptrundenersten drei Punktsiege bescheren, die in der Endabrechnung noch wichtig werden können. Der Rückstand konnte somit auf ein halbwegs erträgliches Maß verkürzt werden.

Wie schon im Halbfinale gegen Nendingen gelang es dem VfK Schifferstadt erneut, sich im Vorkampf eine deutliche Führung zu erkämpfen. Zwar muss Weingarten nicht wie Nendingen einem aussichtslosen 16-Punkte-Rückstand hinterherlaufen, aber auch die 8 aufzuholenden Punkte stellen für die Germanen eine schwer zu bewältigende, aber nicht unmögliche Aufgabe dar. „Abgesehen von der deutlichen Valdes-Niederlage war der Ausgang der meisten Kämpfe zu erwarten“, bilanziert Germania-Trainer Frank Heinzelbecker. „Natürlich wären wir gerne mit einem knapperen Ergebnis aus dem Kampf gegangen, aber wir sind schon noch in Schlagdistanz! Jetzt müssen wir uns sortieren, die Kämpfe auswerten und in einer ausverkauften Halle vor unseren Fans nochmal alles geben!“ Auch Murat Ögat warnt davor, jetzt schon zu denken, die Meisterschaft sei gelaufen: „Auf diesem hohen Niveau können ein oder zwei unerwartet deutliche Kampfausgänge schon den Unterschied machen, wie man am Valdes-Kampf gesehen hat. Wir haben zwar nun ein gutes Polster, aber es ist noch lange nichts entschieden!“

Text: Manuel Schust

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