DRL-Ringer erfolgreich bei der WM
Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Kasachstan (Nur-Sultan) waren viele aktuelle und ehemalige DRL-Ringer im Einsatz, die sichergestellt haben, dass wir uns wieder auf aktuelle Weltmeister und Medaillengewinner in der Liga freuen dürfen. / Titelfoto: Bianca Heinzelbecker
Vor allem in den Greco-Wettbewerben konnten große Erfolge verbucht werden. Zhan Belenyuk gelang es in der Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm seinen Erfolg von 2015 zu wiederholen und sich Gold zu sichern. Dabei setzte sich der Ukrainer, der vor vier Jahren noch in der 85er Klasse siegreich gewesen war, unter anderem im Halbfinale gegen den deutschen Athleten Denis Kudla durch. Belenyuk, der DRL-Fans bestens aus der vergangenen Saison beim ASV Nendingen bekannt ist, kämpfte sich in seiner schnörkellosen, effizienten Art durch das Turnier und verbuchte meist knappe Punktsiege. Auch im Finale reichte dem in der DRL noch ungeschlagenen 28-Jährigen ein 2:1-Punktsieg über Viktor Lörincz.Der29-jährige Ungare Lörincz wird in der kommenden DRL-Saison seine Chance auf Revanche bekommen, wenn er mit dem KSV Ispringen auf den ASV Nendingen treffen wird.
Ebenfalls mit Goldmedaille im Gepäck verlies Nugzari Tsurtsumia die Weltmeisterschaft. Der Georgier, der in der DRL für den KSV Ispringen an den Start geht, zeigte sich als Maß aller Dinge im Federgewicht und deklassierte seine Gegner reihenweise. Der wendige, nur 1,60 Meter große Greco-Ringer marschierte locker ins Finale und besiegte dort den Kasachen Khorlan Zhakansha durch technische Überlegenheit mit 9:0. Als letztjähriger Junioren-Welt- und -Europameister bewies er eindrucksvoll, dass er mit seinen 22 Jahren auch im Seniorbereich in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm Weltspitze ist.
Im Februar feierte Lasha Gobadze noch den Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem VfK Schifferstadt. Seit vergangener Woche darf sich der Georgier auch Weltmeister in der Kategorie bis 82 Kilogramm nennen. Dabei setzte sich der diesjährige EM-Zweite im Finale gegen Rafig Huseynov (Aserbaidschan) durch.
Knapp an Gold gescheitert ist hingegen Oscar Pino im Schwergewicht. Der für Germania Weingarten als Sieggarant ligaweit bekannte Kubaner musste sich mit der Silbermedaille begnügen. Gegen Riza Kayaalp zog Pino im Finale knapp den Kürzeren und kassierte in einem spannenden Kampf eine knappe mit 3:1 Punktniederlage. Der Türke Kayaalp sicherte sich mit dem Erfolg in der Kategorie bis 130 Kilogramm sein insgesamt viertes WM-Gold. Schifferstadts Jakobi Kajaja (Georgien) kam auf einen dritten Platz nachdem er sich im „kleinen Finale“ gegen die deutsche Schwergewichts-Hoffnung Eduard Popp durchsetzen konnte (5:0-Punktsieg).
Dass man den Abgang von Igor Besleaga in Ispringen gut kompensiert hat, zeigten die Auftritte von Balint Korpasi und Aik Mnatsakanian bei der WM. Der Ungare Korpasi, Weltmeister von 2016 und Europameister von 2017, und der Bulgare Mnatsakanian, WM-Dritter 2018 und EM-Dritter 2019, bewiesen ihre Extraklasse in der Greco-Kategorie bis 72 Kilogramm. Beide kämpften sich bis ins Halbfinale vor. Doch für ein „Ispringer-Finale“ bei der WM sollte es nicht reichen. Der 32-jährige Korpasi musste sich deutlich dem späteren Weltmeister Abuiazid Mantsigov aus Russland geschlagen geben (8:0-Punktniederlage). Und auch dem 23-jährigen Mnatsakanian gelang der Sprung ins Finale nicht. Gegen den Usbeken Aram Vardanyan kassierte der Bulgare eine knappe 4:1-Punktniederlage.
In der Greco-Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm musste sich Lenur Temirov mit einem fünften Platz zufriedengeben. Damit konnte der Ukrainer in Diensten des ASV Nendingen seine Leistung aus dem Vorjahr, wo er noch die Bronzemedaille gewinnen konnte, nicht bestätigen. Im gleichen Wettbewerb musste sich auch der Rumäne Victor Ciobanu (KAV Eisleben) dem späteren Goldmedaillengewinner Kenichiro Fumita aus Japan im Viertelfinale geschlagen geben.
Der Armenier Karapet Chalyan, der in der DRL für Germania Weingarten antritt, konnte in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm starke Leistungen zeigen. Erst im Halbfinale unterlag der frühere Junioren-Welt- und -Europameister dem späteren WM-Zweiten aus Schweden Alex Bjurberg Kessidis.
Auch bei den Freistilringern mischten die DRL-Athleten munter mit und konnten einige Medaillen erringen. In der Gewichtsklasse bis 79 Kilogramm verpasste Jabrayil Hasanov erneut knapp das ersehnte WM-Gold. Der Aserbaidschaner, der beim ASV Nendingen einer der Leistungsträger und Top-Ringer ist, verlor – wie schon im Vorjahr – das Finale gegen Kyle Dake. In der Neuauflage des letztjährigen Finales setzte sich erneut der flinke Amerikaner gegen den amtierenden Europameister Hasanov durch.
Nach Nendingen kommt zum Saisonstart mit Sharif Sharifov (Aserbaidschan) ein weiterer Silbermedaillengewinner. Der Neuzugang der Schwaben kämpfte sich in der Gewichtsklasse bis 97 Kilogramm bis ins Finale vor, musste sich dort aber dem Russen Abdulrashid Sadulaev nach Punkten geschlagen geben. Auf dem Weg ins Finale besiegte Sharifov im Viertelfinale mit dem Georgier Elizbar Odikadze einen Mann, dem er in wenigen Wochen beim Duell Nendingen gegen Ispringen wieder gegenüberstehen könnte. Sharifovs Vorgänger in Nendingen, Nicolai Ceban (Moldawien), schied bereits im Achtelfinale aus und beendete den Wettkampf als insgesamt Achtplatzierter.
Es war wohl das elektrisierendste Duell der vergangenen DRL-Saison. Im Finale der letzten Saison trafen mit Bajrang Punia (VfK Schifferstadt) und Alejandro Valdes (Germania Weingarten) zwei absolute Topathleten aufeinander, die sich zwei hochklassige und intensive Duelle lieferten. Nachdem beide Freistilathleten im Vorjahr mit Silber (Punia) und Bronze (Valdes) bei der WM brillierten, sollte nun der Griff nach dem WM-Gold folgen. Doch weder dem Inder noch dem Kubaner gelang der ganz große Wurf. Im qualitativ extrem hochwertig besetzten Teilnehmerfeld der Kategorie bis 65 Kilogramm scheiterte Valdes bereits im Achtelfinale an Haji Mohamed Ali (Bahrain). Bajrang Punia kämpfte sich bis ins Halbfinale vor, musste dort aber trotz Punktegleichheit (9:9) eine umstrittene Niederlage gegen Daulet Niyazbekov (Kasachstan) einstecken. Damit hat Punia zwar seine Medaillensammlung um Bronze erweitert, muss aber im kommenden Jahr einen erneuten Anlauf auf Gold unternehmen.
Auch für den letztjährigen Weltmeister Yowlys Bonne Rodriguez lief die WM nicht wie gewünscht. Nach dem Überraschungscoup aus dem Vorjahr galt der Defensivspezialist auch in diesem Jahr zum Favoritenkreis in der Kategorie bis 61 Kilogramm. Doch der Kubaner, der in der DRL für den ASV Nendingen aufläuft, kassierte gleich im Achtelfinale eine deutliche 7:0-Punktniederlage, die sein Turnier beendete.
Mit Zurabi Iakobishvili verpasste ein weiterer ASV-Ringer in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm die Medaillenränge. Der Weltmeister von 2017 (in der Kategorie bis 65 Kilogramm) und Bronzemedaillengewinner des Vorjahrs, scheiterte im Achtelfinale am späteren Weltmeister David Baev (Polen), kämpfte sich in der Platzierungsrunde aber noch bis Platz 5 hoch.
Text: Manuel Schust
Titelfoto zeigt Oscar Pino im Germania-Dress, Foto: Bianca Heinzelbecker