„Wir wollen dagegenhalten!“

„Wir wollen dagegenhalten!“

Der KAV Eisleben gibt seine ersten Neuverpflichtungen bekannt. Ein neues Erfolgstrio soll den Underdog in der dritten DRL Saison unterstützen.

In den ersten beiden Jahren in der Liga hatte der KAV Eisleben mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Als einziger Verein haben sie im Jahr vor der DRL-Gründung nicht in der Bundesliga gekämpft und auch geografisch gesehen ist der Klub aus dem Mansfelder Land der Außenseiter der Ringerliga.  Während die anderen Vereine aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz kommen, haben die Eislebener aus Sachsen-Anhalt mit Abstand die längste Anreise zu den Auswärtskämpfen. Zudem erschwerten bislang fehlende Freigaben von russischen Spitzenathleten ihre Situation. So wurde der KAV trotz der Siege gegen Weingarten und Ispringen in der vergangenen Saison erneut Tabellenletzter. Dennoch hat Eisleben mit vielen engen Kämpfen bewiesen, dass sie sportlich durchaus mithalten können. Damit es in der kommenden Runde besser läuft, will KAV-Geschäftsführer Andreas Kraus den Kader punktuell verbessern.

Edisherashvili, Gadzhiev und Shchur bilden Erfolgstrio

Im freien Stil kommen Giorgi Edisherashvili (60 Kilogramm) und Nurmagomed Gadzhiev (97 Kilogramm) in das Team. Mit Greco-Schwergewichtler Vitali Shchur konnte der KAV sogar den amtierenden russischen Meister von einem Wechsel nach Eisleben überzeugen.  Alle drei Kämpfer gehören zur Weltspitze und sammeln bei Welt- und Europameisterschaften regelmäßig Medaillen.

Der erfolgreichste aus dem Trio ist Giorgi Edisherashvili. Der 31-jährige zählt als dreifacher Europameister (2013, 2017 und 2018) zu den stärksten Ringern der Welt in seiner Gewichtsklasse. Er soll als erster Kämpfer am Abend in der 60 Kilogramm Klasse für einen guten Start in den Kampfabend sorgen und die Fans direkt mobilisieren.

Drei EM-Titel für zwei Länder

Edisherashvili ist gebürtiger Georgier und gewann seinen ersten EM-Titel 2013 für sein Heimatland. Danach nahm er die aserbaidschanische Staatsbürgerschaft an. Seine EM-Titel zwei und drei holte er bereits als Aserbaidschaner. Sein großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2020. Obwohl er bereits seit 2010 auf internationalem Spitzenniveau ringt, konnte er sich bislang noch nie für Olympia qualifizieren. Trotz seiner Erfolge in den vergangenen Jahren wird der Weg nach Tokio schwer, denn aus einem Land darf in jeder Gewichtsklasse nur ein Ringer teilnehmen und vor allem die nationale Konkurrenz in Aserbaidschan ist stark. Sein größter Herausforderer ist Makhir Amiraslanov. Das 22-jährige Talent gewann in dieser Woche die Goldmedaille bei den European Games in Minsk.

Früher Trainingspartner, jetzt Teamkollegen beim KAV Eisleben. Gitinomagomed Gadzhiev (72kg Freistil, links) und Neuzugang Giorgi Edisherashvili (60kg Freistil, rechts)

„Echtes Kampftier“ für das Halbschwergewicht

Mit Nurmagomed Gadzhiev verstärkt den KAV ein weiterer Ausnahmeathlet, der international für Aserbaidschan startet. Geboren ist der 23-jährige jedoch in der südrussischen Republik Dagestan am Kaspischen Meer. In Russland zählen die Vereine in Dagestan seit Jahrzehnten zu den stärksten und berühmtesten Talentschmieden im Land. Dort erhalten die Nachwuchskämpfer vielleicht die beste technische Ausbildung der Welt. Deshalb freut sich KAV-Geschäftsführer Kraus besonders auf Nurmagomed Gadzhiev.  Er bezeichnet den Bronzemedaillengewinner der aktuellen EM als „echtes Kampftier. Nurmagomed marschiert sechs Minuten lang nach vorne, egal wie es steht. Genauso einen Sportler haben wir gesucht, der das Maximum für die Mannschaft rausholt.“  Diese Mentalität hat der Russe Anzor Urishev in der vergangenen Saison vermissen lassen. Als Vorgänger von Gadzhiev konnte er in der 97 Kilogramm Klasse zwar alle seine Kämpfe für den KAV gewinnen, jedoch nie höher als 2:0. Andreas Kraus hofft nun, dass Gadzhiev mannschaftsdienlicher kämpft und auch mal die volle Punktzahl von vier Mannschaftspunkten einfährt.

Silbermedaille bei European Games

Seine aktuellen Ergebnisse im aserbaidschanischen Nationalteam geben Grund zur Hoffnung, dass er in der DRL schnell zum Leistungsträger avancieren kann. Bei den European Games stellte er seine Angriffsqualitäten unter Beweis. Auf seinem Weg zur Silbermedaille schlug er unter anderem Radoslaw Baran (KSV Ispringen) deutlich mit 8:0. Insgesamt sammelte er in drei Kämpfen 22 Punkte gegen internationale Spitzenathleten.

Silbermedaillengewinner bei den European Games: Nurmagomed Gadzhiev

Im Greco-Schwergewicht soll Vitali Shchur, den Georgier Vasil Imerishvili ersetzen. Der 31-jährige Shchur aus der Nähe von Nowosibirsk zählt seit 2014 zum russischen Nationalkader. Sein größter internationaler Erfolg ist die Silbermedaille bei der EM 2018. Doch nur einmal konnte sich Shchur bislang für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. Nun hofft er, im September auf seine zweite WM-Teilnahme und vor allem auf die erste Medaille. Als russischer Meister stehen seine Chancen zumindest für die Nominierung sehr gut.

Eisleben plant mit weiteren Neuzugängen

 „Wir wollen in dieser Saison konkurrenzfähig sein!“ Stellt Andreas Kraus klar und baut auf sein neues Trio. „Wir haben die Jungs verpflichtet, um direkt in den ersten Kämpfen am Abend potentielle Siegringer auf die Matte zu bringen.“  Zusätzlich plant der KAV Eisleben weitere internationale Spitzenathleten ins Mansfelder Land zu lotsen, um den Kader in der Breite zu verstärken. Die Lutherstädter benötigen vor allem mehr EU-Ringer, denn bislang war Victor Ciobanu aus Moldau der einzige europäische Ausnahmekönner im Kader.

Ciobanu erhält nun Verstärkung durch Engin Ismail aus Bulgarien. Der 23-jährige Freistiler ringt in der 77 Kilogramm Klasse und soll eine weitere Option zum Russen Iakub Shikhdzamalov darstellen. Ismail konnte bislang bei den großen Kontinentalmeisterschaften im Seniorenbereich noch keine Akzente setzen. Doch bei der U-23-Europameisterschaft wurde er im vergangenen Jahr Fünfter und will sich nun durch die DRL für weitere Nationalmannschaftseinsätze empfehlen.

6. Juli: Nachwuchsduell in Eisleben

Während sich die internationalen Ringer im Seniorenbereich auf die Weltmeisterschaft im September vorbereiten, trainieren die besten Nachwuchsringer aus Washington State aktuell in Eisleben. Die Talente aus dem US-Amerikanischen Bundesstaat an der Westküste absolvieren mit den stärksten Nachwuchskräften aus Sachsen-Anhalt ein internationales Trainingscamp. Neben den gemeinsamen Trainingseinheiten verstärken kulturelle Veranstaltungen die Partnerschaft zwischen den beiden Talentschmieden. Zudem besucht auch der US-Generalkonsul Timothy Eydelnant das Trainingslager in Sachsen-Anhalt. Er wird sich am Montag in das Goldene Buch der Stadt Eisleben eintragen. Den Abschluss des Camps bildet ein Vergleichskampf zwischen den stärksten Nachwuchskämpfern aus Sachsen-Anhalt und Washington State. Am Samstag, den 6. Juli kämpfen die 14-19-jährigen Talente gegeneinander. Los geht´s um 18:00 Uhr in der Glück-Auf Halle Eisleben. Die DRL-Fans in Sachsen-Anhalt können sich also schon mal auf die neue Saison einstimmen.

Titelbild: Peter Thun

(bk)

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